Löwentreff

Mittwoch, 2. Juni – Etosha Nationalpark

Eigentlich könnte ich mir den heutigen Blog sparen oder auf den gestrigen verweisen. Denn die Aktivitäten waren die gleichen. Zwölf Stunden lang mit dem Jeep durch den Etosha düsen und gucken, was passiert. Zwischendurch immer wieder einen Stopp im Camp Okaukuejo, das sich als zentraler Punkt a einer Wasserstelle für Elefanten etabliert hat. Blöd nur, dass sich das bei den Elefanten noch nicht herumgesprochen hat und diese ihren eigenen Getränkelieferanten nutzen. Jedenfalls lockt die sogar mit einer Tribüne versehene Anlage keinen Elefanten hinterm Ofenrohr hervor, der Blick aufs Wasserloch bleibt ein Blick aufs Wasserloch. 

Besser lief es in der Nähe, nämlich der Wasserstelle Goas. Keine fünf Meter neben der Straße geht hier ein Löwenweibchen gassi. Zwar sollen sich abseits jeglicher Realität Großkatzen und Elefanten zu jeder Tages- und Nachtzeit tummeln. Doch als ich die Hoffnung schon lange aufgab, überhaupt einen der Big Five zu sehen, Sitz Frau Löwin sorglos am Straßenrand und bringt sich zum Fotoshooting und in Optimalpositur. Da war sogar ich aus dem Häuschen. 

Dann wollten wir heute die westlich des Camps gelegene, verhältnismäßig wasserlocharme Gegend des Parks erkunden. Neben zwei doch sehr abgelegenen Gegenden versprach die Landkarte hier einen Märchenwald. Nun sind mir Märchen mit Löwen, Elefanten oder Nashörnern eher unbekannt, zumindest wenn man über das Repertoire der Gebrüder Grimm nie hinaus gekommen ist. Aber im hiesigen Märchenwald hätten selbst die beiden Gebrüder nichts zu erzählen gehabt. Zu sehen gab es jedenfalls nichts Spektakuläres außer Bäumen mit riesigen Nestern, die schon die Ausmaße eines Zelts haben. Wohlgemerkt das Nest und nicht die Bäume und auch die Grösse eines zwei Personen Zeltes und nicht eines Bierzeltes. Vielleicht habe ich den Märchenwald auch nur vor Märchenbäumen nicht gesehen, sollen sich die Gebrüder Grimm drum kümmern. Ich bin ja nicht auf der Suche nach Schneewittchen und Rapunzel, sondern nach Löwe und Nashorn.

Auch die Sichtungen an den Wasserlöchern Okondeka und Wolfsnest rechtfertigten den doch recht weiten Umweg nicht. Außer ein paar Antilopen, Zebras und einem einsamen Warzenschwein gab es nicht allzu viel zu sehen. Dafür tausende Springböcke und herumstreunende Schakale. 

Andererseits waren in Zeiten von Covid auch nicht so viele Besucher unterwegs und so konnten hatten wir die Einsamkeit und die Schönheit der Gegend quasi für uns. Sonst sind ja hier mehr Leute als Erdmännchen unterwegs.

Eine lustige Begegnung hatten wir auf dem Rückweg dann auch noch. Neben der Straße waren wieder die drolligen kleinen Borstenhörnchen zusehen und wir hielten an, um ein besonders nah am Straßenrand stehendes Exemplar zu beobachten. Der Kleine nutzte unseren Halt aber dazu, unter dem Boden unseres Autos Schutz vor der erbarmungslos brennenden Sonne zu suchen. Ganz vorsichtig, in der Hoffnung den kleinen Kerl nicht zu überrollen, fuhren wir ein kleines Stück vorwärts. Der Kleine fand das gar nicht so lustig und schaute sich verdutzt und überaus verwundert um, wo denn sein Sonnendach geblieben war. Das Foto sprach Bände und findet sich demnächst als Teil dieses Blogs.

Gekrönt wurden die Sichtungen des Tages dann noch völlig unerwartet in der Nähe des Camps Okaukuejo. Dort lag, diesmal direkt auf der Straße ein Löwenweibchen und döste vor sich hin. Ganz nach dem Motto: Eine Königin sitzt, wo sie sitzt und steht auf, wenn es ihr beliebt. Was mich dann doch noch wundert: es sind nur die Weibchen unterwegs. Was machen eigentlich die Herren der Schöpfung den ganzen Tag? Sitzen beim Frisör und lassen sich Strähnen die Mähne machen? Ich weiß es nicht. 

In diesen Momenten, keinen Meter entfernt von einem doch nicht so ungefährlichen Tier, hofft man doch sehr auf die kluge Behauptung der Verhaltensforscher, dass Raubtiere Menschen im Auto nicht als Konservenfutter ansehen. Glücklicherweise sollten sie Recht behalten. Irgendwie scheint es den Löwen egal zu sein, was Zweibeiner auf vier Rädern so vor der eigenen Schnauze so treiben. Vorausgesetzt natürlich, das eigene Frühstück war nicht allzu dürftig.

Das soll’s dann auch für heute gewesen sein. Ich sitze wie immer als Letzter in der Lodge und werde gerade von einer Fledermaus genervt. Für Wirt ist schon lange im Busch und hat mit die Schlüsselgewalt und damit auch zum Bierdepot übertragen.

P.S. Unterwegs kommt uns ein Gespann mit einem Esel und einem Pferd entgehen. Heißt im Volksmund Kalahari-Ferrari. Auf den vermeintlichen Witz frage ich, wie heißt den ein Gefährt, dass von einem deutschen Raubtier gezogen wird? Die Antwort: Leopard 2. Lg an H1

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