29. März 2021: Parc Arguin – Nouakchott
FISCHMARKT

Weiter geht es heute auf der Sandpiste Richtung Nouakchott. Gegenüber gestern eigentlich das gleiche Programm: Baden im Atlantik, Strandkrabben Vögel und Fischer beobachten – einfach toll.
Dabei fahren wir möglichst nah am Meer entlang. So erreichen wir auch R’Gueiba. Im Fischerdorf werden Netze geknüpft oder repariert und der Fisch zur Hauptstraße gebracht, Kinder sammeln sich wie aus dem nichts und rufen cadeau, cadeau. Mittlerweile kenne ich den Begriff zur Genüge, es ist die Bitte oder das Betteln nach einem Geschenk. Zwar wäre ich hier weder einen alten Laptop noch ein gebrauchtes Handy losgeworden. Aber es ärgert mich doch, dass ich weder Schreibblöcke noch Kugelschreiber noch Hefte mitgebracht habe. Das Zeugs aus zwei Wahlkämpfen liegt noch zu Hause zum und hier hätte es freudige Abnehmer gefunden.
Zudem scheinen Touristen hier keine Seltenheit, ganze Familien drängen sich geradezu auf, fotografiert zu werden. Sonst bin ich schon froh, wenn mir beim Zücken des Handys mich gleich Prügel angedroht bzw. der Kochtopf als Wurfgeschoss zweckentfremdet werden.
Im Nullkommanichts sind wir wieder in Nouakchott. Und wer die ohne den Fischmarkt gesehen hat, war nicht in Nouakchott. Hier preisen insbesondere Frauen ihre Ware an. Man könnte sogar sagen, je dicker die Matronen, desto besser der Fisch. Jedenfalls stehen bei den korpulenteren Damen immer zahlungskräftige Kunden. In Styroporkisten liegen Tintenfische, Makrelen, Doraden oder Zackenbarsche. In der Auktionshalle zerteilen die Verkäufer auf großen Holzblöcken zerteilen die Fische mit langen Messern. Allerdings ist der Unterhaltungswert deutlich geringer als auf dem Fischmarkt in Mogadischu, wo riesige Exemplare gefischt und werbewirksam vermarktet wurden. Wenige Schritte von den Markthallen und den Ständen entfernt liegen dann zahllose bunt bemalte Pirogen, also einfache Holzkähne in langer Reihe im Sand.
Auf dem Atlantik sind zur Stunde immer noch Schiffe und Boote auf Fischfang unterwegs. Erst zum Sonnenuntergang werden sie zurückkehren. Man könnte hier den Sonnenuntergang sogar ohne Cocktail genießen, wenn es nicht in allen Ecken nach Fisch riechen würde. Verleihnix lässt grüßen. Und das obwohl heute weniger Fisch verkauft wird als sonst. Viele Fischer mussten an Land bleiben. Vor einer der bunten Pirogen sehen einige Jungs. Jeden Tag fahren sie aufs Meer hinaus, wenn das Wetter mitspielt. Heute war es zu windig, die Wellen waren für die mauretanische „Hochseeflotte“ des Guten zuviel. Also wird die Zeit totgeschlagenen oder Netze geflickt.
Es wäre müßig, sich jetzt die Finger wund zu schreiben, denn neben dem Fischmarkt und einigen Souvenirläden bin ich nirgendwo in der Hauptstadt gewesen. Lediglich am Abend gab es noch einige interessante Begegnungen mit der lokalen Damenwelt.
Vorher erfahre ich noch, dass Nouakchott wohl irgendwann vom Atlantik sprichwörtlich aufgefressen sein wird. Jedes Jahr Der holt sich das Meer ein Stück vom Land, auf dem die Hauptstadt steht. Dabei geht nicht um einige wenige Zentimeter pro Jahr, sondern um ein ganzes Fußballfeld im Zeitraum von vier Jahren. Für Maßnahmen fehlt Mauretanien das Geld. Und da die Stadt ohnehin bereits unterhalb des Meeresspiegels liegt, droht sie mittelfristig völlig zu versinken, bei Hochwasser ist die Situation bereits jetzt dramatisch.
So – die Damenwelt habe ich bei dieser Dramatischen Entwicklung jetzt ganz vergessen. Wen‘s interessiert, liest den morgigen Blog über A Ok, B No, C All Out und D Rocket.
P.S.: Der Abend endet mit einem Einkaufsbummel der besonderen Art. Bis 24 Uhr – dann ist Ausgangssperre- haben unzählige Läden auf der hiesigen Einkaufsmeile geöffnet. Sie verkaufen alle das gleiche: Uhren, Parfüm und Badelatschen. Was soll ich da denken? Deutschland hat den Schlappeseppel, Mauretanien das Schlappeviertel.
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